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Hl. Gregor Palamas, Homilie über den allverehrungswürdigen Propheten,Vorläufer und Täufer Christi, Johannes*


Wenn der Tod der Heiligen kostbar ist (Ps 115,6) und das Gedächtnis der Gerechten mit Lobgesängen gefeiert wird (Spr. 10,7), wie sehr geziemt es sich dann für uns, mit Lobgesängen auch das Gedächtnis des höchsten Gipfels der Heiligen und Gerechten

zu feiern, des Johannes, der schon im Mutterleib den für uns inkarnierten Logos Gottes mit Freudensprung begrüßte (s. Lk 1,41), Seine Wege bereitete und Sein Kommen ankündigte (Joh 1,6-8) und von Ihm wiederum bezeugt und geehrt wurde als der größte der Propheten, Heiligen und Gerechten aller Zeiten (s. Lk 7,28).


Das ihn Betreffende übersteigt menschliches Sagen, und das Zeugnis sowie die Würdigung hat er vom Einziggeborenen Sohn Gottes Selbst empfangen, sodass er keiner Würdigung von unserer Seite bedarf. Doch das heißt nicht, dass wir stumm bleiben und es unterlassen sollen, im Maß unseres Vermögens mit Worten die Stimme des Allerhöchsten Wortes, wie die Schrift sagt (Mt 3,3 / Is 40,3), zu preisen. Ganz im Gegenteil sollte die Tatsache, dass Christus, der Gebieter aller, ihn als so groß erklärt und bezeugt hat, die Zunge jedes Gläubigen zum Lobpreis anregen, soweit wie sie es vermag. Nicht um etwas hinzufügen zu seinem Ruhm - wie wäre das möglich? - , sondern um unsere Schuldigkeit zu tun, jeder von uns einzeln und alle zusammen, und die ihn betreffenden wunderbaren Dinge zu besingen und zu erzählen


Das ganze Leben des größten der von Frauen Geborenen (Mt 11,11, Lk 7,28) ist in der Tat ein einziges Wunder der Wunder. Und nicht nur das ganze Leben des Johannes - vor seiner Geburt schon war er Prophet und mehr als ein Prophet (Mt 11,9) -, sondern auch das, was seinem Leben lange vorausging und was darauf folgte, übertrifft alle Wunder. Denn göttliche Weissagungen gottergriffener Propheten bezeichnen ihn als Engel, nicht als Menschen (Mt 11,10 / Ex 23,20 / Mal 3,1), als Lampe des Lichts (Joh 5,35 / Ps 131,17), als göttlich strahlenden, die Morgenröte heraufführenden Stern (s. Joh 1,8), denn er lief der Sonne der Gerechtigkeit voraus (Mal 4,2), als die Stimme von Gottes Wort (Mt 3,3 / Is 40,3). Was aber könnte Gott dem Wort näher und verwandter sein als Gottes Stimme?


Nicht nur mit Worten, sondern auch mit Werken machte er den Herrn allen offenbar. Er

taufte Ihn, zeigte Ihn mit dem Finger, empfahl Ihn seinen eigenen Jüngern und bezeugte allen:

"Dieser ist der Sohn des Himmlischen Vaters, das Lamm Gottes (s. Joh 1,29 und 1,34-36) der

Bräutigam der Seelen, die sich Ihm nähern, Er, Der hinwegnimmt die Sünde der Welt (s. Joh 1,29)

und die Beschmutzung entfernt und stattdessen die Heiligung bringt und schenkt."


Nachdem Johannes solcherart der Prophezeiung des Zacharias gemäß den Weg des Herrn

bereitet und alles vollendet hatte, deswegen er entsandt worden war, nachdem er dem Herrn

vorausgegangen war und Ihn im Jordan getauft hatte, überließ er Christus die Unterweisung und

Belehrung jener, die sich versammelt hatten, zog sich zurück von der Menge und übergab sie dem

Herrn.


Was also? Johannes hatte sein Haupt allezeit entblößt - Zeichen des ununterbrochenen Gebets und des Freimuts vor Gott. Denn entblößten Hauptes soll der Mann beten, wie der Apostel sagt (1 Kor 11, und mit unverhülltem Haupt werden wir die Herrlichkeit Gottes widerspiegeln (2 Kor 3,18). Diejenigen aber, die mit der Welt verstrickt sind, sollen ihr Haupt verhüllen, der sie umgebenden oder besser gesagt ihnen innewohnenden schädlichen Dinge wegen sowie wegen der Hindernisse, die ständig ihre Füße binden, sodass sie nicht ununterbrochen beten können wie wir.


Was uns betrifft, die wir mit gutem Grund ausgezogen sind aus der Welt, laßt uns ausziehen auch aus ihrem Denken und unseren Geist an Christus binden mit Psalmengesang, mit Hymnen und geistigen Gebeten (s. Eph 5,19). Machen wir uns zur Wohnstatt des rettenden Namens, indem wir ununterbrochen Dessen gedenken, um Dessentwillen wir ausgezogen sind aus der Welt.


Denn wer Seinetwegen die Welt und die Angelegenheiten dieses Daseins verlassen hat, sehnt sich offenkundig nach Einswerdung mit Ihm, und dies wird erlangt durch Sein ununterbrochenes Gedenken, das den Geist läutert.

 

* Diese Homilie, die 40. seiner insgesamt 63 erhaltenen Homilien, hielt der hl. Gregor am Fest der Enthauptung des hl. Johannes des Vorläufers und Täufers, 29. August, wahrscheinlich des Jahres 1337, als er noch Mönch auf dem Hl. Berg Athos war (über sein Leben, siehe Der Weg der Läuterung, hrsg. Hl. Kloster Johannes' des Vorläufers, Chania 2008, Seite 9ff). Griech. Urtext in: EPEGreg.Pal Bd. 10. Deutsche Übersetzung: Hl. Kloster Johannes' des Vorläufers, Chania 2009

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